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Die Last mit der Schuld 

Kaum passiert etwas mit unangenehmer Folge, kennen alle Jemanden, der es verursachte. Krankheiten als Folge falscher Diagnose oder Symptomdeutung. Ein Unwetter wird Folge der Klimaschädigung auf anderen Kontinenten. Ein Streit, den immer der / die andere angefangen hat, oder an dem der Nachbar mit seinen hängenden Mundwinkel Schuld hat. 

Schuld ist die Last der Anderen und für mich auf der anderen Seite eine Maschine zur Entlastung. Gerade im Notfall. Ich gewinne Distanz, entledige mich meiner Verantwortung und kann mich aus dem Geschehen heraus nehmen. Was bleibt, ist das tiefe Gefühl der eigenen Verletzbarkeit und der Begrenzung meines eigenen Tuns: Es könnte was ganz ähnliches nochmal passieren oder noch schlimmer, die Last der Schuld Anderer träfe mich. Wir suchen Schutz. Die Schuldfrage hilft nicht mehr. Im Notfall hat oft geholfen, sich dem Schicksal, der Grenze des eigenen Tuns und Absichers gewiss zu werden.

Ich erinnere die Autofahrern, die nach langem Überlegen, wie es denn passieren konnte, zu der Erkenntnis kommt: Ich konnte daran nichts ändern - auch keine andere Person. Ich war an der Grenze, schon mit 50 km/h außerorts. Aus der Last der Schuld entwickelte sich Demut und ein tiefes Gefühl: Ich werde mit jeden Tag ohne Krankheit, ohne Not-Fall und ohne Unglück beschenkt. Für die Lenkerin eine unvertraute Perspektive.

 

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